Das Lehmkuhlener Pony
MI-Linie (Marquis Ito)
Entscheidend die Rasse geprägt hat vor allem die alte Linie des Gründerhengstes Marquis Ito v. Poobah a. d. Boanie's Brown, Rappe, geb. 1914 und 127 cm groß. Er wurde auf Gut Emkendorf in Deutschland geboren, war aber ein Fellpony vom alten Typ aus Westmoorland/England. Sein Vater Poobah stammte ab von The Mikado aus einer Rum-Ponystute. The Mikado war einer der ersten im
Zuchtbuch registrierten Fellponyhengste und hatte ebenfalls entscheidenden Einfluss auf die Rassen Highlandpony, New Forest Pony und
Dartmoor Pony. Marquis Ito's Mutter stammte aus dem besten Zuchtstamm in New Forest. Er wurde 1938 gekört. Seine weibliche Nachzucht auf Lehmkuhlen wurde wiederholt mit ihm angepaart, um einen einheitlichen Ponytyp zu erhalten. Über seinen Sohn Favorito und seinen Enkel Grane hat er entscheidend nicht nur die Lehmkuhlener Rasse geprägt, sondern auch die Dülmener Wildpferde.
Gründerhengst Marquis Ito v. Poobah a. d. Boanie's Brown (Foto: von Donner)
Der nächste wichtige Hengst dieser Linie war Favorito, braun, geb. 1926, ein direkter Sohn des Marquis Ito a. d. Dolly. Favorito wurde ähnlich wie sein Vater lange Zeit auf Lehmkuhlen als Zuchthengst eingesetzt und führte die Linie seines Vaters fort. Er wurde zusammen mit seinem Vater 1938 vom Reichsverband für Zucht und Prüfung deutschen Warmbluts für die Ponyzucht gekört. Favorito wr nicht nur prägend für die Lehmkuhlener Ponyrasse, sondern hatte während des 2. Weltkrieges einen großen Einfluss auf das Dülmener Wildpferd, da wegen des Krieges weder Baronin von Donner noch Herzog von Croy an gute Zuchthengste für ihre Herden gelangen konnten. Sie tauschten deshalb ihre Hengste miteinander, um ihre Zuchten weiter zu verbessern. Von 1941 bis 1942 deckte Favorito in Dülmen in der Wildbahn. Anschließend wurde er in den Taunus verkauft. Von seinen Nachkommen aus der Verbindung mit Dülmener Stuten des Herzoges von Croy ist insbesondere Justus, ein 1941 geborener Mausfalbe, sowie dessen Sohn York aus einer Dülmener Stute, geb. 1949 und ebenfalls ein Mausfalbe, zu nennen, welche die Dülmener Zucht von Privatzüchtern außerhalb der Wildbahn entscheidend prägten.
Favorito v. Marquis Ito a. d. Dolly (Foto: von Donner)
Favoritos Sohn Grane a. d. Griseldis, geb. 1934, Mausfalbe und 138 cm groß, führte die MI- Hengstlinie auf Gut Lehmkuhlen fort.
Auch er wurde zusammen mit seinem Vater und Großvater 1938 gekört. Grane konnte sich durchschlagend vererben. Zusammen mit seinem Vater „Favorito“ wurde er 1941 in Dülmen in der Herde des Herzoges von Croy als Deckhengst eingesetzt. Allerdings kam er schon im selben Jahr nach Lehmkuhlen zurück, weil er mit der großen Stutenanzahl überfordert war und viele Stuten beim Deckakt durch tiefe Bisswunden verletzte. Schließlich wurde Grane, nachdem er bereits erfolgreicher Vererber auf Lehmkuhlen war, 1942 verkauft.
Grane v. Favorito a. d. Griseldis (Foto: von Donner)
Von Granes Söhnen waren für die spätere Zucht drei von Bedeutung, nämlich Odin (Godin) a. d. Freia, Magnus a. d. Freia und Olaf (Golav) a. d. Hildegund". Odin (Godin), ein 1940 geborener Rappe, wurde auf Gut Lehmkuhlen nicht als Deckhengst eingesetzt, sondern als Jährling verkauft. Bei seinen neuen Besitzern, der Familie Lüttgan in Hökholz, wurde er in der Zucht verwendet, hinterließ dort aber keine männlichen Nachkommen. Bedeutender war der Grane-Sohn Magnus a. d. Freia, ein 1938 geborener Mausfalbe. Er wurde an August Friedrich Beckmann verkauft, der in Seegalendorf das bekannte Scheckengestüt Seegalendorf betrieb. Beckmann war sehr von den Lehmkuhlener Ponys angetan, weshalb er auf seinem Gestüt auch in geringem Umfang Lehmkuhlener Ponys züchtete. 1943 wurde dort der Magnus-Sohn Mandarin a. d. Dülmener Stute Sabine geboren, ein kleiner mausgrauer Hengst, der von Beckmann stark in der Lehmkuhlener Zucht eingesetzt wurde. Mandarin war später außerdem ein erfolgreicher Vererber in der Arenberg-Nordkirchener Pony-Zucht. Beckmann war ein begeisterter Scheckenfan und kam deshalb auf die Idee, gescheckete Lehmkuhlener Ponys zu züchten. Deshalb ließ er Mandarin auch gescheckte ??? Stuten ostpreußischer Abstammung decken. Aus einer dieser Verpaarung entstammte der 50% Lehmkuhlener Pony-Blut führende Pinto-Pony-Hengst Massay v. Mandarin a. d. Ostpreußen-Stute Irene V geboren 1947, der bis zu seinem Tod 1973 in Seegalendorf Deckhengst war.
Massay v. Mandarin a. d. Irene V (Foto: Hans Kurt von Eben)
Nächster wichtiger Hengst war der Grane-Sohn Olav, auch Golaf genannt, a. d. Hildegund, Rappe, 132 cm groß und geb. 1940. Er war
der letzte Hengst der MI-Linie, der auf Gut Lehmkuhlen gezüchtet wurde. Baronin Agnis von Donner schenkte den Hengst Graf Friedrich
Reventlow aus Wittenberg bei Preetz, bei dem der Hengst sein ganzes Leben verbrachte.Olav/Golaf wurde 1946 vom Pferdestammbuch Schleswig-Holstein/Hamburg gekört und deckte von 1948 bis 1971 in Wittenberg. Er wurde 31 Jahre alt. Auch wenn der Hengst nicht sehr viele Nachkommen brachte, erwies sich doch als durchschlagend in der Lehmkuhlener Zucht.
Olaf (Golav) v. Grane a. d. Hildegund (Foto: Hans Kurt von Eben)
Erst nach dem Ende der Zucht auf Lehmkuhlen erblickte der nächste wichtige Hengst dieser alten Linie, Moritz II v. Olav/Golaf a. d. Bärbel, im Jahr 1961 beim Ponyzüchter Boller in Stakendorf das Licht der Welt. Seine Mutter Bärbel war eine Shetlandpony-Stute und stammte ab v. Tambur (v. Shetlandpony-Hengst Tabu 101 a. d. Liese) a. d. Shetlandpony-Stute Freundin, bei der man anfangs fälschlicherweise dachte, dass es sich bei ihr um die Lehmkuhlener-Stute Freundin v. Max a. d. Freia handelte. Der kleine, 125 cm große Rapphengst wurde 1963 angekört und von 1964 bis 1984 bei Hans Kurt von Eben in der Lehmkuhlener Zucht eingesetzt. Leider ging er 1984 im Alter von 23 Jahren ein.
Moritz II v. Olaf (Golav) a. d. Bärbel (Foto: Hans Kurt von Eben)
Einer der wichtigsten Hengste der MI-Linie, der sehr zum Erhalt der Rasse beigetragen hat, war Eulenspiegel v. Moritz II a. d. Pechnelke, Rappe und geb. 1971. Er stammte aus der Zucht von Hans Kurt von Eben und war einer seiner besten selbst gezogenen Hengste. Eulenspiegel prägte über den langen Zeitraum von 1976 bis 1995 die von Ebensche Zucht, bis er schließlich 1995 im Alter von 24 Jahren starb. Gleich sehr typvolle zwei Söhne Eulenspiegels sicherten den Fortbestand dieser alten Hengstlinie. Pedro III a. d. Gräfin, Rappe und geb. 1994, und „Seidlitz“ a. d. Maiblume I, braun und geb. 1987. Beide Hengste wurden allerdings von Hans Kurt von Eben aus Inzuchtgründen nicht in der Zucht verwendet. Erst nach dem Tod Hans Kurt von Ebens 2002 wurden die beiden Hengste bei ihren neuen Besitzern als Zuchthengste eingesetzt.
Eulenspiegel v. Moritz II a. d. Pechnelke (Foto: Hans Kurt von Eben)
Britta von Busse, die Schwester Hans Kurt von Ebens, übernahm nach seinem Tod einen Teil der Zucht ihres Bruders, darunter den Hengst Pedro III. Sie ließ die Stute Wasserrose von Pedro III decken. 2003 ging „Pedro III“ vollkommen unerwartet in noch jungem Alter von 9 Jahren ein.
Pedro III v. Eulenspiegel a. d. Gräfin (Foto: Matthias Vogt)
Aus der Anpaarung Wasserose und Pedro III enstammte der sehr typvolle Hengst Ito II , Fuchs mit Silver-Gen und geb. 2003. Er war ein würdiger Nachfolger seines Vaters und dessen einziger Nachkomme. Ito II wurde schon mit mit acht Monaten von Katrin Ruser übernommen, die bei Hans Kurt von Eben die Ponys gepflegt hatte. Von Ito II gibt es zwei weibliche Nachkommen, beide a.d. Stella: Stine, Fuchsschecke mit Siver-Gen, geb. 2007 und Sophie, Rappschecke, geb. 2009. Leider musste Ito II 2014 mit nur 11 Jahren eingeschläfert werden.
Ito II v. Pedro III a. d. Wasserrose (Foto: Dana Leske)
Eulenspiegels zweiter Sohn Seidlitz zeigte den Idealtyp des Lehmkuhlener Ponys und prägte die weitere Entwicklung der Rasse sehr. Insbesondere er hat die MI-Linie in der Zucht fortgeführt. Der Hengst stand im schicken Robustponytyp und wies viel Langhaar auf, ein typisches Merkmal von Hengsten der Rasse Lehmkuhlener Pony. Nach dem Tod seines Züchters Hans Kurt von Eben gelangte Seidlitz im Jahr 2002 in den Besitz von Götz von Donner, dem Enkel der Baronin Agnes von Donner, welche die Lehmkuhlener Pony Rasse gründete. Mit Seidlitz und einigen Stuten bemühte sich Götz von Donner um den Erhalt der Rasse. Leider starb Seidlitz bereits im Jahrr 2003 völlig unerwartet. Die Todesursache ist nicht bekannt.
Seidlitz v. Eulenspiegel a. d. Maiblume I (Foto: Prof. Dr. Sambraus)
Seidlitz konnte der Zucht allerdings einen sehr typvollen Sohn hinterlassen, Baron Kurt, a.d. Maiblume II, Rappe, geb. 2004 bei Götz von Donner. Der Hengst steht heute bei der Züchterin Anna Wegener in der Nähe von Lübeck, ist inzwischen beim ZfdP gekört und steht als Deckhengst zur Verfügung. Er hat schon einige Nachkommen für die Lehmkuhlener Zucht gebracht.
Baron Kurt v. Seidlitz a. d. Maiblume II (Foto: Dana Leske)
Bei Götz von Donner wurde 2008 außerdem der typvolle Lord Arthur v. Baron Kurt a. d. Comtesse Fanny geboren. Der kleine Fuchshengst besaß die reinste Abstammung aller noch existierenden Zuchthengste und war sehr wertvoll für die Zucht. Leider verstab er 2015 unerwartet. Die Todesursache ist unbekannt.
Lord Arthur v. Baron Kurt a. d. Comtesse Fanny (Foto: Dana Leske)